TrustedWatch - Alles über Luxusuhren und Uhren

Anzeige

Pressemitteilungen/Werbung

Wer bekommt noch Teile?

Ersatzteilversorgung wird immer weiter eingeschränktUhrenreparaturen und Uhrenservice beim freien Uhrmacher immer schwieriger

Die deutschen Uhrmacher sehen sich in ihren Grundfesten erschüttert, der erste große Schweizer Uhrenkonzern hat 2009 angekündigt, den »selektiven Vertrieb von Uhrenersatzteilen« einzuführen. »Was geht mich das an? Ich bin Juwelier und lebe vom Verkauf der Produkte«, dies werden viele Facheinzelhändler denken.

Aber diese Einstellung ist falsch. Fast jedes Fachgeschäft, auch die Juweliere ohne Servicewerkstatt im eigenen Haus, wird von dieser Einführung betroffen sein. Denn diese Geschäfte geben ihre Reparaturen an Kollegen mit Uhrmacherwerkstatt weiter oder an Uhrmachermeister, die sich selbstständig gemacht haben oder an Servicebetriebe, die viele Uhrmacher beschäftigen und regional ihre Dienstleistungen anbieten. Diese Geschäftsmodelle sind mit Einführung des selektiven Vertriebs von Ersatzteilen nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Uhrenreparaturen werden teurer

Uhrenreparaturen werden teurer und die Lieferzeiten an die Kunden werden verlängert. Dies hat mit Sicherheit negative Konsequenzen auf den Uhrenverkauf in der Zukunft. Die überwiegende Anzahl von Uhrenreparaturen wird an Standarduhrwerken durchgeführt, mechanische Spezialitäten werden in der Regel nicht von den Uhrmachermeistern selbst repariert. Man kennt seine Grenzen und gibt diese hochkomplizierten Reparaturen an den Hersteller weiter. Dies ist auch vernünftig so und seit Jahrzehnten Praxis. Doch diese Sonderfälle sind rar, weit über 90 Prozent der Reparatur- und Wartungsarbeiten können von den deutschen Uhrmachermeistern zweifelsohne vorgenommen werden. Allerdings nicht mehr, wenn der Zugang zu den notwendigen Arbeitsmitteln seitens der Marken an kostenintensive Bedingungen geknüpft wird, die kaum ein Geschäftsinhaber erfüllen kann.

Kostspielige Markenschulungen für Uhrmachermeister

Diese Vorgaben sind: umfangreiche und kostspielige Markenschulungen für Uhrmachermeister auch für Standardkaliber, von der Gestaltung von Werkstätten und Polierräumen bis hin zu Vorschriften über die einzusetzenden Werkzeuge und Maschinen. Über 20 Seiten umfassen die Verträge, die die Uhrmachermeister und Juweliere unterzeichnen müssen.

Kampf auf EU-Ebene

Der Zentralverband der Uhrmacher kämpft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Entwicklung. Bei der EU will man erreichen, dass die »vertikale Gruppenfreistellungsverordnung Nr. 2790/1999 EG für Liefer- und Vertriebsvereinbarungen « – diese betrifft den Uhrensektor – analog zum Kraftfahrzeuggewerbe verfasst wird, hier konnten die freien Werkstätten ihren Zugang zu Ersatzteilen der Automarken erkämpfen. Die EU-Abgeordnete Dr. Angelika Niebler kämpft dabei an der Seite der Uhrmacher.

Das Präsidium des ZV ist auch bei der Swatch Group zu Gesprächen über diesen Sachverhalt mit CEO Nick Hayek jr. gewesen. Über den Stand der Verhandlungen informierte beim Uhren- Talk auf der inhorgenta 2010 ZV-Präsident Horst Valentin und der Vorsitzende des Fachausschusses Wirtschaft und Technik Ernst Gottlieb. Die Rechtslage erklärte Jurist Dr. Thomas Funke und Einblicke aus der Uhrenindustrie gaben Matthias Stotz, Geschäftsführer Junghans, Heinz W. Pfeifer, Gesellschafter Nova Tempora, und Gerd-Rüdiger Lang, Gründer und Inhaber der Uhrenmarke Chronoswiss.