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Warum das Uhrmacherhandwerk goldenen Boden hatAuszubildende der Lange’schen Uhrmacherschule im Gespräch

Der vielfach diskutierte demographische Wandel in Europa sorgt in verschiedenen Branchen für Nachwuchsmangel. Junge Menschen zieht es verstärkt in Dienstleistungsberufe. Dabei hat gerade das Handwerk goldenen Boden.

In Sachsen, der Heimat der Uhrenmarke A. Lange & Söhne, macht man aus der Not eine Tugend. Das Unternehmen eröffnete in Glashütte bereits 1997 eine eigene Uhrmacherschule. Seitdem wurden dort mehr als 100 Uhrmacher ausgebildet, die heute in den verschiedensten Bereichen der Manufaktur an mechanischen Zeitmessern arbeiten. Neben dieserunternehmenseigenen Ausbildungsschmiede setzt A. Lange & Söhne auch auf die Ansprache der Jugendlichen über das Internet.

Der Jongleur mit den Stoffbällen

Mit Engelsgeduld näht Christopher Schillem verschiedene Stoffstücke mit Nadel undFaden zusammen. Kurz vor der Fertigstellung des Objektes füllt er durch eine kleineÖffnung Granulat ein. Zwei bis drei weitere, geschickte Handgriffe und der so genannte Footbag ist fertig. Für den 21-jährigen Lange-Auszubildenden und deutschen Footbag-Vizemeister Christopher Schillem haben die Trendsportart Footbag und das Uhrmacherhandwerk viele Gemeinsamkeiten. „Ein Bekannter, der mich beim Nähen einesStoffsäckchens beobachtete, empfahl mir das Uhrmacherhandwerk“, erinnert er sich.Die kleinen Stoffbälle, die er mit Beinen und Füßen jongliert, ohne dass sie dabei herunter fallen, setzen sich aus dutzenden Stoffstückchen zusammen – eine ruhige Hand und viel Geduld sind also wichtige Voraussetzungen für ihre Herstellung. Beides hat der junge Mann, der die Lange’sche Uhrmacherschule im zweiten Lehrjahrbesucht.

Einen ausgefallenen Beruf wollte er nach dem Abitur lernen und den, so findet er, hat er bei A. Lange & Söhne gefunden, „auch wenn es oft schwierig ist, mit Freunden undVerwandten über Arbeitsinhalte zu sprechen. Denn die verdrehen die Augen, wenn es um technische Details geht.“ Dabei ging es Christopher vor der Ausbildung genauso. Bei der Messe „Karrierestart“ in Dresden traf er Auszubildende der sächsischenTraditionsmanufaktur und konnte an einem Uhrmachertisch das erste Mal einÜbungsuhrwerk in die Hand nehmen und daran herumschrauben. Bodenhaftung mit Seifenkiste Auch seine Mitschülerin Linda Feine hat schon immer gern handwerklich gearbeitet. Beim Seifenkisten-Wettrennen hatte sie während der Schulzeit mit einer selbstgebauten Seifenkiste aus Metall den zweiten Platz belegt. Deshalb wollte sie gerneinen Beruf erlernen, bei dem man nicht nur am Schreibtisch hockt. „Mein Vater ist ein großer Technikfan, er hat mich mit zu einer Ausbildungsmesse genommen, weil er sich unbedingt den Info-Stand von Lange ansehen wollte“, erinnert sich die 20-jährige. Linda war fasziniert und schickte eine Bewerbung an das Traditionsunternehmen. Ihrer kleinen Schwester, die Ärztin werden will, hat sie aus eigener Erfahrung den Rat gegeben, sich vorher gut über die Inhalte ihres Traumberufs zu informieren. „Denn oft hat man gar keine Vorstellungen über die eigentlichen Arbeitsinhalte.“

Als „realistischen Traumjob“ bezeichnet Tanja Ziesche den Uhrmacherberuf. Die 21-jährige hatte sich rechtzeitig über ihren Berufswunsch Auskünfte eingeholt. Sie ist im dritten Lehrjahr und hat gerade erfolgreich ihre Abschlussprüfungen absolviert. „Die Ausbildung bei Lange hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen“, sagt sie. „ Die Arbeit mit so ungewöhnlichen und empfindlichen Materialien ist eine spannende Herausforderung. Und ich finde es gut, dass jeder Lehrling entsprechend seiner Stärken individuell gefördert wird.“ Eigentlich wollte sie nach dem Abitur Kunst studieren, doch „das hatte mir dann alles zu wenig Bodenhaftung“, erinnert sie sich. Über einen Flyer der Industrie- und Handelskammer erfuhr sie vom Uhrmacherberufund bewarb sich bei A. Lange & Söhne.

Ein Tipp von der Mathelehrerin

Ein Praktikum kann helfen, Einblicke zu gewinnen – eine Möglichkeit, die A. Lange &Söhne Schülern während der Schulferien anbietet. Diese Gelegenheit wollte auchJakob Kupke nutzen. Seine Mathelehrerin hatte ihm den Tipp gegeben. „Sie stammteaus Glashütte“, erinnert sich der 18-jährige, der schon als Kind gern gebastelt hat. Er bewarb sich gleichzeitig für Praktikum und Ausbildung – und erhielt eine Einladung zum Eignungstest. Bei dem zeigte sich schnell, dass er die richtigen Fähigkeiten fürden Uhrmacherberuf mitbrachte, deshalb konnte er zwei Monate später seinen Ausbildungsvertrag unterzeichnen.

„Wir nutzen die lokalen Messen, um jungen Leuten das Uhrmacherhandwerk näher zubringen“, erklärt Ausbildungsleiterin Katja König. Seit 1997 bildet A. Lange & Söhne Uhrmacher in der hauseigenen Schule aus. Doch Messeauftritte und Anzeigen alleinreichen nicht mehr, um geeignete Bewerber anzusprechen. „Viele Jugendlicheinformieren sich heute online über Ausbildungsmöglichkeiten“, so Katja König. Deshalb hat sie Anfang Juni 2012 die Macher des Internet-Portals „azubot“ in die Uhrmacherschule eingeladen, um einen Film in der Ausbildung zu drehen. Zu sehen ist er ab August 2012 auf der Webseite www.azubot.de unter dem Stichwort „Uhrmacher“. Neben der Uhrmacherausbildung bietet A. Lange & Söhne seit 2003 auch eine dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Werkzeugmechaniker an, die bereits fünf junge Menschen erfolgreich absolviert haben. Sie haben gelernt, aus verschiedenen Metallen Werkzeuge und Vorrichtungen für die Uhrmacherei anzufertigen.

Mehr als 100 ehemalige Schützlinge von Katja König arbeiten inzwischen inverschiedenen Abteilungen der Lange-Manufaktur. Jakob Kupke, Chistopher Schillemund Tobias Wünsche haben das gleiche Ziel: einen Arbeitsvertrag bei A. Lange &Söhne zu unterschreiben. So wie Linda Feine und Tanja Ziesche, die am 24. Juli 2012 in der Manufaktur ihren ersten Arbeitstag haben.