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Uhrenboom zu Ende?

Die Branche ist sich einig: auch 2008 und 2009 wird der internationale Uhrenabsatz steigen, allerdings nur noch im einstelligen Bereich. Auf der weltweit wichtigsten Uhrenmesse, der Baselworld, sind trotz Rezessionsängsten exklusive und teure Luxusuhren nach wie vor gefragt. Die Nachfrage kommt vor allem aus Russland und China.

Nach Rekordergebnissen in den vergangenen Jahren ist der weltweit größte Uhrenkonzern, die Swatch Group, auch 2008 gut im Geschäft. Der Umsatz ist in den ersten beiden Monaten des Jahres 2008 um ein Viertel gestiegen. Zusätzliche Hinweise für das laufende Jahr dürften die Uhrenmessen in Basel und Genf geben. Sowohl die Messe Baselworld als auch der Salon International de la Haute Horlogerie finden im April statt. Als Indikatoren sind die Messen durchaus geeignet, aber bestimmt nicht als Gradmesser für das gesamte Jahr. Das Jahresendgeschäft und das wichtige Weihnachtsgeschäft kann heute niemand seriös abschätzen. Es gibt allerdings Unternehmen, die bis zu 90 Prozent ihrer Jahresumsätze auf der Baselworld erwirtschaften. Der „Baselworld-Umsatzanteil“ am Jahreserlös hängt von der Marke und dem Preisniveau ab. Grundsätzlich gilt: je exklusiver die Uhren, desto größer der Anteil.

Während die Messe in Basel öffentlich zugänglich ist, haben in Genf Privatpersonen keinen Zutritt. Der Zugang in Genf bleibt den Händlern und den geladenen Gästen vorbehalten. So werden in Genf rund 13.000 Besucher und in Basel über 100.000 erwartet. Das Publikum in Basel dürfte allerdings ebenfalls überdurchschnittlich interessiert sein, da der Eintrittspreis von 45 Franken den durchschnittlichen Messegänger wohl eher abschreckt.

Sowohl die Aussteller als auch die Besucher sind international. An keinem Ort und bei keiner anderen Veranstaltung sind die Produkte der gesamten Branche so konzentriert zu sehen. Die Nachfrager kommen vor allem aus Russland, China, den Arabischen Emiraten und aus Südamerika. Auf über 160000 Quadratmetern, das entspricht einer Fläche von rund 22 Fussballfeldern, präsentieren über 2000 Aussteller ihr Sortiment. Die prominent vertretene Schweizer Uhrenindustrie ist auch mit Marken wie Rolex oder den Prestige- und Luxusmarken Blancpain, Brequet und Omega, die zur Swatch-Gruppe gehören, vor Ort. Die Unterteilung der sechs Ausstellungshallen in Uhrenmarken, Schmuckmarken, verwandte Branchen und Länder-Pavillons erleichtert den Überblick.

Von Rezessionsängsten wollen die Käufer von Luxusuhren nichts wissen. Die Uhrenindustrie ist in den vergangenen vier Jahren um durchschnittlich 12,5 Prozent pro Jahr gewachsen. Allerdings wird von Experten und Kennern der Branche für 2008 eine Verlangsamung des Wachstums auf 7 Prozent und für 2009 auf 3 Prozent erwartet. Bisher ist von den Rezessionsängsten nur die USA betroffen. Und dort erwirtschafte beispielsweise die Swatch Group weniger als 10 Prozent der Umsätze. Europa ist aber der viel wichtigere Markt. Die zweistelligen Wachstumsraten in Europa sind jedoch nicht nachhaltig. Denn die Umsätze werden zwar weiterhin durch den Tourismus aus Asien, Russland und dem Nahen Osten positiv beeinflusst, aber mit der lokalen Kundschaft sei ein nachhaltig zweistelliges Wachstum nicht möglich. Das außerordentlich hohe Wachstum in Europa in den vergangenen drei Jahren ist durch die gute Konjunktur und Börsenlage stimuliert worden. Der Effekt wird sich aber normalisieren. Die Aussichten für den Uhrenabsatz in Europa sind eher düster, das Umsatzwachstum könnte 2009 sogar negativ sein.

Unerfreulich für die Konsumenten ist auch die Dollarschwäche. Viele Hersteller werden auf der Baselworld versuchen, den Dollarfall aufzufangen. Die Preise dürften also eher deutlich steigen. Und vor allem sind Preiserhöhungen in einer Boomphase einfacher durchzusetzen als in einer Rezessionsphase. Die Dollarmärkte USA und Asien spielen in der Uhrenindustrie eine sehr viel wichtigere Rolle als in anderen Branchen. Die Uhrenbranche exportiert gemessen am Wert der Ausfuhren rund 43 Prozent nach Asien (USA 21 Prozent). Über alle Branchen hinweg beträgt der Exportanteil nach Asien jedoch nur gut 12 Prozent (USA 9 Prozent).

Doch trotz aller Risikofaktoren ist die Uhrenbranche eine Wachstumsbranche. Und eine Krise wie Mitte der 80iger Jahre des letzten Jahrhunderts, die viele Firmen die Existenz kostete, ist in weiter Ferne.


Drucken 25.04.2024

http://www.trustedwatch.de/aktuell/business-uhren/178/Uhrenboom-zu-Ende