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Jim Ragan

Jim Ragan im InterviewOMEGA Moonwatch Teil 1: Der Mann bei der NASA

Als James H. Ragan 1999 nach 36 Jahren bei der Nasa in den Ruhestand ging, schloss für ihn auch das ebenso lange währende Kapitel der Luft- und Raumfahrttechnik, in dessen Verlauf er die Chronographen testete, die die Astronauten auf den bemannten Raumflügen der NASA trugen. Hierbei handelte es sich um die Speedmaster-Modelle von Omega. Herr Ragan war Gruppenleiter und verantwortlich für die Tests und Vorbereitung der Flugausrüstung des Apollo-Programms sowie leitender Luftfahrtingenieur und Systemmanager für das Shuttle-Programm.

Im folgenden Interview erinnert er sich an die Tests, denen die Chronographen unterzogen wurden, erzählt über das Leben bei der NASA in den sechziger und siebziger Jahren und macht sich Gedanken zur Zukunft der Weltraumforschung.

Sie spielten bei der Zulassung der Omega Speedmaster für alle bemannten Raumflüge der NASA eine Schlüsselrolle. Können Sie uns etwas über die lange Zusammenarbeit zwischen der NASA und Omega berichten?

Die Zusammenarbeit begann als reine Geschäftsbeziehung zwischen der NASA und Omega. Omega war seinerzeit im Wesentlichen ein Zulieferer für die NASA. Die NASA bezog die Chronographen direkt von Omega und führte sämtliche Eignungstests und erforderlichen Arbeiten durch, um zu gewährleisten, dass die Uhren sicher waren und die Anforderungen der Astronauten erfüllen würden. Die langfristige Zusammenarbeit zwischen NASA und Omega erwies sich über die Jahre hinweg als ausserordentlich gut. Omega war der ideale Partner auf dem Weg ins All. Omega stand stets bereit für Tests, für Wartungsarbeiten an den Chronographen der Astronauten und machte Verbesserungsvorschläge. Omega war immer bestrebt, der NASA die besten Chronographen zu liefern und sorgte dafür, dass die NASA die zuverlässigsten und sichersten Chronographen bekam, die es überhaupt gab. Omega entwickelte auch für das normale Kundengeschäft Chronographen, die sämtliche NASA-Auflagen erfüllten. Was die Dauer der Zusammenarbeit betrifft, gehe ich davon aus, dass Omega bereits der älteste Zulieferer für NASA-Ausrüstungen ist.

Wurden von Seiten der NASA jemals Änderungen an der Speedmaster (sei es aus Gründen des Tragekomforts oder aus technischen Gründen) vorgeschlagen?

Nein, die NASA gab Omega keinerlei Änderungen vor. Die ersten Modelle, die von der NASA gekauft wurden, waren aus der Serie 6049 (USA-Bezeichnung). Sie wurden im Rahmen des Gemini-Programms eingesetzt. Während der Benutzung durch die Besatzung, beim Training und bei den Flügen stellte sich jedoch heraus, dass sich die Chronographendrücker an den Gehäuseseiten leicht verbogen oder gar brachen. Das Gehäuse bot keinen Schutz für sie. Ich fragte also bei Omega nach, ob sie das Gehäuse überarbeiten könnten und dabei die Drücker etwas tiefer anbringen könnten, damit diese besser geschützt wären. Omega zeigte sich sofort bereit, das Gehäuse anzupassen, und so entstand eine neue Ausführung des Chronographen. Das Werk ist exakt dasselbe – nur das Gehäuse wurde leicht geändert. Dieses Modell erhielt dann die Bezeichnung 6126 (USA-Bezeichnung). Das Modell 6049 wurde während des Gemini-Programms verwendet, Modell 6126 ab dem Apollo-Programm und darüber hinaus.

Die Omega Speedmaster X-33 wurde so ausgelegt, dass die Astronauten sie auch mit den unförmigen Handschuhen des Raumanzugs bedienen konnten. Aber war es auch möglich, die Speedmaster Professional mit Handschuhen zu bedienen?

Ja, die Besatzungsmitglieder konnten die Drücker durchaus betätigen, aber das war nicht so einfach. Bei den EVA-Operationen (mit Raumanzug) ausserhalb des Raumschiffs starteten die Astronauten ihre Chronographen bevor sie ausstiegen und liessen sie dann laufen, ohne die Drücker nochmals zu betätigen, bis sie wieder ins Raumschiff zurückkehrten.

Gibt es immer noch wichtige Arbeiten, die an der Konstruktion von Chronographen für bemannte Raumflüge vorgenommen werden müssten?

Omega wird auch weiterhin an der Verbesserung der Chronographen arbeiten und für die Zukunft modernste Technologie einsetzen und dabei immer die Anforderungen der NASA im Blick haben. Die NASA hat schon immer handelsübliche Chronographen verwendet und wird das auch in Zukunft so machen.

Die NASA hat ihre Absicht angekündigt, langfristig gesehen eine bemannte Mission zum Planeten Mars zu schicken. Wenn der erste Astronaut der NASA seinen Fuss auf den Boden des Mars setzen wird, trägt er oder sie dann eine Speedmaster? Und müsste die Uhr dann speziell an die auf dem Mars herrschenden extremen Klimabedingungen angepasst werden?

Ja, ich denke schon, dass auch auf allen zukünftigen bemannten Missionen jeder Astronaut seinen persönlichen Chronographen tragen wird. Ich glaube, wenn der erste Astronaut der NASA seinen Fuss auf den Boden des Mars setzen wird, dann wird er auch einen Chronographen von Omega tragen. Vielleicht ist dann auch ein zusätzlicher Wärmeschutz notwendig. Hierzu werden umfangreiche Testreihen erforderlich sein, die dann zeigen werden, wie viel Schutz tatsächlich erforderlich ist.

Können Sie sich vorstellen, dass wir jemals wieder eine Ära erleben werden, die voller Enthusiasmus für die Erforschung des Weltraums sein wird, ähnlich wie wir es in den 1960er und 1970er Jahren erleben durften?

Ja, sicherlich werden wir wieder eine Ära erleben, die voller Enthusiasmus für die Erforschung des Weltraums sein wird und darin vielleicht die 1960er und 1970er Jahre sogar noch übertrifft. Der Mensch ist der einzige Forscher und Entdecker auf unserem Planeten. Die Geschichte zeigt, dass es die Bestimmung des Menschen ist, Neues zu entdecken und zu neuen Ufern vorzustossen. Diese Sehnsucht hält an. Es wird ein Ziel sein müssen, das nie zuvor erreicht worden ist. Und es ist von immenser Wichtigkeit, dass dieses Ziel im wahrsten Sinne des Wortes über unseren irdischen Erfahrungshorizont hinausgeht.

Damals herrschte eine «Wir-können-alles-erreichen»-Mentalität, speziell auf den Gebieten von Wissenschaft, Medizin und Technik. Sind wir heute einfach zu desillusioniert und zynisch, um zu dieser geistigen Einstellung zurückkehren zu können?

Die Welt hat sich zwar seit den 1960er und 1970er Jahren verändert, doch der Drang, etwas zu erreichen keinesfalls. Ich glaube, dass die «Wir-können-alles-erreichen»-Mentalität in ungebrochener Stärke vorhanden ist. Wenn ein neues und wichtiges nationales oder internationales Ziel gesteckt wird, dann werden sich erneut die Top-Leistungsträger zusammenfinden, um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. Es ist höchste Zeit, dass wir wieder zu dieser Einstellung zurückkehren.

Die Jahre der Mercury-, Gemini- und Apollo-Programme müssen für die damaligen Mitarbeiter der NASA ganz besonders intensiv erlebte Jahre gewesen sein. Wie haben Sie es da als Ingenieur bzw. Systemmanager geschafft, den Kopf mal abzuschalten und zurück in die «reale Welt» zu kommen?

Die meisten Menschen, die über Jahre in den Programmen Mercury, Gemini oder Apollo gearbeitet haben, waren völlig auf die Sicherheit der Astronauten und die Ausstattung mit den bestmöglichen Raumfahrzeugen und Ausrüstungen konzentriert, um unser national gestecktes Ziel zu erreichen, und zwar noch in den 1960er Jahren einen Menschen auf den Mond und sicher wieder zurück auf die Erde zu bringen. Das war eine Arbeit rund um die Uhr, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. Für einen Ingenieur war es so gut wie unmöglich, abzuschalten und nicht an die NASA und ihre Projekte zu denken. Fehlschläge waren keine Option. Nichts, aber auch gar nichts durfte dem Zufall überlassen werden. Ich nahm nur selten Urlaub und war sicherlich mehr als 50 Prozent der Zeit nicht zu Hause. Häufig dauerte die Arbeit im Kennedy Space Center länger als geplant, um die festgelegten Starttermine einhalten zu können. Erst nach Beginn des Shuttle-Programms war es möglich, in die «reale Welt» zurückzukehren.

Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie an Ihre Tätigkeit für die NASA denken?

Ich vermisse die Kameradschaft als Mitglied in einem hochqualifizierten Team von Individualisten, die alle gemeinsam an dem Ziel der Erforschung des Weltraums gearbeitet haben. Für mich war es bisher ein Erlebnis ohnegleichen, zu einem Team zu gehören, das die Ausrüstung bereitstellte und die Betreuungsaufgaben für eine Reise leistete, die zuvor noch nie jemand unternommen hatte.

Verraten Sie uns einige der Höhepunkte in Ihrer langen Karriere?

Wie Sie sich vorstellen können, gab es viele, aber ich beschränke mich auf drei:
• Die Beteiligung an dieser neuen, historisch wichtigen Frontier-Mentalität war bestimmt einer der Höhepunkte meiner Karriere. Das war wirklich eine einzigartige Erfahrung, die nur einige wenige miterleben konnten.
• Die Bereitstellung der Ausrüstung und die Teilhabe an der ersten Mondlandung und an den fünf darauffolgenden weiteren erfolgreichen Mondlandungen sowie an der sicheren Rückkehr der Besatzungen.
• Meine Arbeit als Systemmanager für die Mannschaftsräume im Shuttle-Programm war ebenfalls äusserst befriedigend.