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Preview BASELWORLD 2013Haldimann H11 - Zwei Seiten der Zeit

Lassen Sie uns, bevor wir beginnen, einen Moment zurücklehnen und uns Haldimanns bisherige Kreationen vor Augen führen: Angefangen hat alles mit der H1, Haldimanns unvergleichlichem Zentraltourbillon. In der Mitte eines klassisch gehaltenen Zifferblatts tanzte die enorme Unruh im gediegenen Käfig ihre Runden. Näherten wir unser Ohr dem edlen Gehäuse, gab uns die H1 ein Geheimnis preis: Sie sang.

Und mit diesem Gesang lockte sie unsere Sinne auf sich, sog unsere Aufmerksamkeit auf ihr raffiniertes Innenleben aus Rädern, Trieben, Schrauben und Platinen, welche allesamt in feinster Handarbeit entstanden sind.

Auch bei seiner nächsten Kreation, der H2, blieb Haldimann der Mitte als Leitmotiv treu. Das Doppeltourbillon verband auf ingeniöse Weise zwei Unruhn, welche in gegenläufiger Richtung um die Zifferblattmitte kreisten. Ihr Tanz vollzog sich im harmonischen Gleichklang ihrer Resonanz. Nachdem Haldimann sein technisches Genie mit diesen Kreationen unter Beweis gestellt hatte, konzentrierte er sich bei der H8 auf seine philosophische Auseinandersetzung mit der Zeit und ihrem unaufhaltsamen Fortgang. Mit dem zeigerund ziffernlosen Zentraltourbillon gelang Haldimann die perfekte Abstraktion des Laufs der Zeit, veranschaulicht durch eine kunstvolle Skulptur am Handgelenk.

Doch das puristische Streben nach höchster Abstraktion liess Haldimann noch immer keine Ruhe. Seine uhrmacherische Inspiration trieb ihn zu den Grenzen des Uhrenbegriffs. Mit der minimalistischen H9 lotete er diese Randregion seines Schaffens aus. Das Ergebnis war ein schwarzes Loch am Handgelenk: Eine Uhr mit Gehäuse und Armband, Glas und Aufzugskrone, aber verborgenem Zifferblatt. Denn das gewölbte Saphirglas war von innen schwarz bedampft. Diese anmutige Kuppel sog die Sinne des Betrachters in unermessliche Tiefen, wo ein Haldimannsches Zentraltourbillon nicht mehr gesehen, sondern nur noch erahnt und durch seinen unverwechselbaren Gesang geortet werden konnte.

Mit der H9 hat Haldimann in seinem puristischen Streben einen Endpunkt erreicht. Wer diese Uhr erlebt hat, weiss: Die H9 ist endgültig. Was also kann nach diesem Schlusspunkt eines Schaffensstranges noch kommen? Nichts mehr. Dafür kommt vor der H9 noch etwas, genauer gesagt sogar vor der H1. Heute geht es also um eine Erweiterung am anderen Ende des Haldimannschen Spektrums.

H11 – Zwei Seiten der Zeit

"Das kann doch jedes Kind!". Wir alle kennen den Ausspruch – sei er nun spöttisch und lautstark vorgetragen oder bloss in beschämtem Hinterfragen in einen selbst hinein gemurmelt. Immer dann, wenn ein Arbeitsergebnis besonders leicht und einfach zu erreichen wirkt, dann also, wenn eine Verrichtung die überwundenen Widerstände nicht mehr preisgibt, bekunden wir bisweilen Mühe, die dahinter stehende Leistung zu erkennen. Erst die vertiefte Auseinandersetzung gestattet uns mit der Zeit, die Meisterschaft und Kunstfertigkeit zu erahnen. Sind es letztlich nicht die "einfachen" Gerichte, welche dem Koch – um wirklich zu munden – die höchste Meisterschaft abverlangen? Hier kann nichts verborgen werden und jede einzelne Entscheidung hat einen spürbaren Einfluss auf das Resultat.

Mit der H11 stellt uns Haldimann vor eine vergleichbare Situation. Schmunzelnd lädt er uns mit der H11 zu einem «einfachen» Menü: Eine Zweizeigeruhr ohne jegliche Komplikation. Diese fast schon provokative Einfachheit ist hier nicht bloss die nüchterne Folge einer zweckorientierten Anordnung der Funktionselemente einer Uhr. Nein, vielmehr ist diese Einfachheit das eigentliche Ideal der H11. Und im Erreichen dieses Ideals übertrifft sie alle bisherigen Uhren aus dem Hause Haldimann, ja wohl alle Uhren überhaupt: Das erste Mal überhaupt ist es Haldimann mit der H11 gelungen, bei einer Uhr, welche Stunde und Minute aus der Mitte anzeigt, die Unruh auf derselben Achse und somit im Zentrum des Uhrwerks anzuordnen. Anders als bei konventionellen Kalibern ist die Unruh zudem nicht ins Uhrwerk vertieft, sondern mit einem über der Werkplatine angebrachten Kloben montiert. So schwebt sie auf der Höhe der Platine und ist damit den Blicken des Betrachters besonders zugänglich.

Auf der Zentralachse des Werks dreht die Unruh ihre Runden und verteilt die Energie über den freistehenden Anker auf ein Räderwerk, das in seiner Gestaltung ebenso wie in der Anzahl benötigter Teile an Schlichtheit nicht mehr zu übertreffen ist. Die einfache Werkarchitektur täuscht in wundersamer Weise über die technischen Herausforderungen hinweg, welche die zentrale Position der Unruh mit sich bringt. Bekanntlich hat sich Haldimann von technischen Problemen noch nie einschüchtern, sondern vielmehr leiten lassen. So gelang es Haldimann, auch bei der H11 seinem Leitmotiv treu zu bleiben.

Die Schlichtheit der Haldimann H11 beschränkt sich nicht auf das Werk, sondern setzt sich in der Gestaltung jedes Details fort: Auf unHaldimann H11 – Zwei Seiten der Zeit Weltpremiere: Die erste Uhr mit zentraler Unruh und mittiger Zeitanzeige nötige Gravuren auf Platinen und Gehäuse wurde gänzlich verzichtet. Die Schliffe und Polituren folgen in ihrer raffinierten Unaufdringlichkeit dem Gesamtcharakter der Uhr. Auch zifferblattseitig ist die H11 schnörkellos, aber nicht nüchtern. Es finden sich darauf lediglich zwei Zeiger mit einem raffinierten Merkmal: Bei genauem Hinsehen erkennt man an den Zeigerspitzen eine herzförmige Schaufelform. Damit löst Haldimann ein altes Versprechen ein, das er mir anlässlich unserer ersten Begegnung abgegeben hat. Diese Form ist einzigartig unter den Uhrenzeigern und nimmt Bezug auf eine Haldimann Taschenuhr aus dem 18. Jahrhundert. Auch eine Haldimann Wanduhr aus dem 17. Jahrhundert trug bereits eine ähnliche Zeigerform.

Resümierend könnte man die H11 als das Gegenstück der H1 bezeichnen. Während nämlich die H1 das Herzstück der Uhr gewissermassen über das Zifferblatt extrapolierte, verbirgt die H11 vordergründig ihr zeitgebendes Innenleben, um es rückseitig als gedrungenen Mikrokosmos um die zentrale Unruh zu versammeln. Nur dem Träger soll sich dieser Mikrokosmos erschliessen. Nimmt er seine H11 vom Handgelenk, um sich vom Spiel der Zentralunruh einnehmen zu lassen, wird er nach einer Weile der darunter liegenden Ebene gewahr. In enger Umarmung der Unruh drehen dort das Ankerrad, das Sekundenrad, das Minutenrad und das Stundenrad ihre Runden im Takt des Ankers.

Es ist schwer zu sagen, welcher Anblick mehr betört: das impulsive Spiel der Zentralunruh mit ihren umliegenden Rädern oder der beruhigende Gang der einzigartigen Zeiger über das elegante Zifferblatt. Schöner als jede andere Haldimann Uhr zuvor zeigt die H11 zwei Seiten der Zeit: die gemessene Zeit und das Vergehen der Zeit. Die H11 besitzt ein diskretes Detail, um die Gleichwertigkeit dieser beiden Seiten zu unterstreichen: Werkplatine und Zifferblatt weisen die exakt gleiche Grainage auf.

So wie die H9 an ihrem Ende des Spektrums endgültig ist, kann auch die H11 als ein Endstück betrachtet werden. Beide Uhren sind auf ihre Weise kompromisslos radikal, die H9 durch den provokativen Gegensatz zwischen der unnahbaren Hülle und dem komplexen Innenleben, die H11 durch ihre an Schlichtheit nicht mehr zu überbietende Konstruktion. Die H11 ist von Geburt an ein Klassiker. Ihre puristische Eleganz und ihre funktionale Konstruktion machen sie zeitlos schön.

Zum Schluss lege ich die H11 zurück in ihre Schatulle und stelle dabei fest, dass sich der Purismus nicht auf die Uhr beschränkt: Die Schatulle der H11 spricht dieselbe Sprache wie die Uhr, ist ebenso eigenständig wie diese. Ein dem Uhrengehäuse nachempfundener Zylinder aus massivem Nussbaum behaust die H11. Als diskrete Besonderheit ist im Deckel das Haldimann Logo als Intarsie eingearbeitet. Der gedrungene Holzbehälter liegt warm in meiner Hand. Sein köstlicher Duft erinnert mich an die Wälder rund um den Thunersee. Tatsächlich stammt der verwendete Nussbaum aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Haldimanns Atelier.

Author: Valentin Blank