Von großen und kleinen RäderBesuch auf Gegenseitigkeit: Claude Greisler trifft Dave O‘ Neill
Claude Greisler, Direktor und Chefkonstrukteur von der Uhrenmanufaktur ARMIN STROM AG und sein Pendant, Dave O‘ Neill vom Marussia F1 Team, besuchten sich gegenseitig in ihren Firmen und tauschten ihre Erfahrungen aus.
Die Idee wurde schon zu Beginn des F1 Team-Sponsorings geboren: Schauen, wie es die anderen machen. Und nachdem ARMIN STROM Markenbotschafter Timo Glock die Uhrenmanufaktur seines F1-Teamsponsors in Biel zu einem Manufakturworkshop besucht hatte, waren nun die Frontmänner an der Reihe: Entwicklungsprozess, Prototypenbau, Werkstoff- und Getriebetechnik. Kurz, ein Know-How-Austausch war angedacht.
Natürlich war Claude Greisler fasziniert, als er ins Marussia Technical Center in Banbury, Oxfordshire, kam. Die riesigen Werkshallen, Boxenstopps ohne Rennen finden hier statt. In einer anderen werden die Wagen nebeneinander fürs nächste Rennen eingestellt. Überall weiße Flächen, sterile Sauberkeit alles blitzt und glänzt. Hier könnten auch Uhrmachertische stehen. Und die Werkstoffe, die hier selbstverständlich verwendet werden, Carbon, Graphit, Titan.
Titan wird bei ARMIN STROM als Gehäuse Material eingesetzt, aber auch andere Werkstoffe würden Claude Greisler reizen. Für ihn sind die Möglichkeiten, welche das Uhrendesign betreffen, noch lange nicht ausgereizt. Auch die Computer-Simulation hat ihn beeindruckt, das Optimieren der Teile, das Testen der physikalischen und technologischen Werkstoffeigenschaften.
Und dann der schnelle Design- und Produktionszyklus der Formel 1 Teile, die während der Saison verändert werden. „Rapid Prototyping“ – der Begriff wollte so gar nicht zu der entschleunigten, konzentrierten Entwicklung „seiner“ Zeitmesser passen. Die exklusiven, mechanischen Konstruktionen beruhen auf den gleichen hohen handwerklichen Ansprüchen, wie vor über 100 Jahren. Und sie sind für einen noch längeren Zeitraum gemacht.
Alle Teile des Manufakturwerks, die ARMIN STROM selbst fertigt – Platinen und Brücken, Räder, Federn und Schrauben – alles muss auch beim Prototyp mit Präzision und Akribie hergestellt werden. Um als Maßstab für jede weitere Uhr zu gelten. Prototypen aus Plastik, wie „rapid prototypes“ des Marussia F1 Teams: undenkbar.
Bei ARMIN STROM wird gebohrt, gefräst, gedreht und drahterodiert. Und das mit modernsten, computergesteuerten Werkzeugmaschinen. So waren es auch die Dimension, die Dave O’ Neill bei seinem Gegenbesuch in Biel am meisten begeisterten. Wo nicht speziell vermerkt, sind die Maße auf einen hundertstel Millimeter genau, tausendstel Millimeter sind möglich. Und das die Verzahnungsmaschine einen Kranz von bis zu 96 Zähnen ins winzige Rad fräst, quittierte Dave O‘ Neill mit ungläubigen Kopfschütteln. Da half es auch nicht, dass die abgeflachten Rädchen an Autofelgen erinnern, wie diese auf der Oberseite bombiert.
Doch für beide überwogen am Ende die Gemeinsamkeiten: Technik und Perfektion. Und jedes Mal die Faszination, ein neues Produkt zu kreieren.