Weko startet erneut UntersuchungSwatch Group will keine Uhrwerke mehr an Dritte liefern
Bereits in der Vergangenheit hat die Swatch Group wiederholt erklärt, deutlich weniger bzw. keine mechanischen Uhrwerke und Uhren-Bauteile an Dritte liefern zu wollen. Am 8. Juni 2011 ging die Swatch Group weiter in die Offensive und hat bei der Schweizerischen Wettbewerbskommission (Weko) eine Untersuchung gegen sich selbst initiiert.
Die Weko soll gemäß dem Antrag prüfen, welche alternativen Bezugsquellen für die Kunden der Swatch Group bestehen und welche Kapazitäten sich in welchem Zeitraum aufbauen lassen um die Lieferungen der Swatch Group systematisch zu reduzieren. In diesem Zusammenhang hatte die Swatch Group denn auch bereits mehrmals mit der Weko zu tun. Im Jahr 2004 endete ein Verfahren mit einer einvernehmlichen Regelung. Die Swatch-Tochter ETA verpflichtete sich damals, die bisherigen Kunden bis Ende 2010 mit Uhrwerken und Komponenten zu beliefern. Im September 2009 eröffnete die Weko allerdings wiederum eine Untersuchung gegen die ETA. Es ging um die Frage, ob der Uhrenkonzern eigene Marken preislich bevorzugt habe.
Aus der Auftragsherstellung mechanischer Uhrwerke will die Swatch Group seit langem aussteigen, weil der weltgrösste Uhrenhersteller dringend Kapazitäten für die eigene Produktion benötigt. Aufgrund der dominanten Markstellung von Swatch in der Schweizer Uhrenindustrie – mit einem geschätzten Marktanteil von über siebzig Prozent - ist sich die Swatch Group der Problematik ihres Vorhabens bewusst, verbreitet die Weko. Deshalb habe der Uhrenkonzern von sich aus den Kontakt zur Wettbewerbsbehörde gesucht. Im Zentrum steht demnach ein „zumutbarer Ausstiegsplan“ aus der Belieferung. Konkret prüft die Weko, ob die Swatch Group mit ihren Planungen gegen das Kartellgesetz verstößt, indem der Konzern allenfalls eine marktbeherrschende Stellung missbrauchen könnte.
Da der Wettbewerb auf den betroffenen Märkten aktuell nicht nachhaltig beeinträchtigt werden soll, hat die Weko entschieden, dass die Swatch Group Drittkunden bis auf weiteres in vollem Umfang weiter beliefern muss. Für die Dauer der Untersuchung hat die Behörde vorsorgliche Maßnahmen erlassen. Damit soll verhindert werden, dass der Wettbewerb auf den betroffenen Märkten nachhaltig beeinträchtigt wird. Genehmigt hat die Weko allerdings die Reduktion der Liefermengen mechanischer Uhrenwerke auf 85 Prozent und von Assortiments auf 95 Prozent der Mengen des Jahres 2010. Da 2010 für viele Uhrenhersteller ein Krisenjahr war dürften die jetzt verfügbaren Mengen in der aktuellen Hochphase sicherlich nicht ausreichen. Die Preise für Uhrwerke dürften somit am Graumarkt weiter steigen.
Insbesondere für kleine Uhrenhersteller ist das Vorhaben der Swatch Group langfristig existenzbedrohend. Verfügen sie doch in der Regel nicht über die Mittel eigene Kapazitäten aufzubauen bzw. nicht über die Möglichkeiten die Preise für ihre Uhren so zu erhöhen um Preiserhöhungen im Einkauf auszugleichen. Die zahlreichen kleineren Uhrenproduzenten sind von Swatch abhängig, während der Konzern selbst wenig Freude daran hat, die eigene Konkurrenz beliefern zu müssen. Die Rohwerke sind schliesslich kein Nebenbestandteil einer Uhr, sondern deren eigentliches Herzstück.