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Brückners Zeitzeichen

Depot oder Handgelenk? Der Uhreninvestor muss entscheiden

Wer nicht das Geld für einen Porsche hat, kauft eben eine Aktie des Stuttgarter Sportwagenherstellers. Somit hat er dann zumindest einen großen Namen im Depot, wenn schon nicht in der Garage. Da ich vorrangig in Uhren investiere, blieb mir vor einigen Jahren nichts anderes übrig, als mit der Depot-Variante vorlieb zu nehmen und es bei einem Mittelklasse-Fahrzeug in der Garage zu belassen. Lange Zeit entwickelten sich die Porsche-Papiere prächtig, und ich hätte sie wohl leichtsinnigerweise noch eine ganze Weile gehalten, hätte mich nicht der Steuerbescheid eines gnädigen Finanzamtes eines Tages gezwungen, die Aktien zu verkaufen. Mein Dank gilt der Steuerbehörde, denn auf diese Weise trennte ich mich nahe am Allzeit-Hoch von den Papieren. So bewahrte mich der Fiskus vor einem tiefen Kurssturz, und mit meiner Überweisung an das Finanzamt leistete ich einen ganz kleinen Beitrag zur Finanzierung der Abwrackprämie (oder des Bankenrettungsplans). In der Krise ist eben Solidarität gefordert.

Etwa zwei Jahre mag es her sein, da fragte mich ein Kollege, was denn sinnvoller sei – direkt in Uhren zu investieren oder aber in die Aktien der führenden Luxus- und Uhrenkonzerne, als da wären Richemont (unter anderem Lange & Söhne, Jaeger LeCoultre, IWC, Panerai), Swatch (Omega, Breguet, Blancpain, Glashütte Original, Swatch usw.) und Louis Vuitton Moet Hennessy (TAG Heuer, Zenith und Hublot). Ich riet ihm zu einem Direktinvestment in Uhren. Denn schließlich: Wer verliebt sich schon in einen Depotauszug? Bei edlen Zeitmessern passiert das hingegen häufiger. Am liebsten hätte mein Kollege Rolex-Aktien gekauft. Ich versicherte ihm, das täte ich auch gern, aber leider sei Rolex eben kein börsennotiertes Unternehmen.

Also investierte er fröhlich in Richemont und Swatch und lieferte gleich eine für mich wenig schmeichelhafte Begründung: „Solange es solche Uhrenverrückte gibt wie Dich, kann doch eigentlich nichts passieren“.

Tatsächlich legten die Aktien zunächst noch ordentlich zu. Doch leider war da kein gnädiges Finanzamt in der Nähe, das meinen Kollegen noch rechtzeitig vor dem Crash ausgeplündert hätte. Er behielt seine Uhrenaktien und erlebte eine rasante Talfahrt. Richemont stürzte von über 35 auf knapp 9,60 Euro, Swatch von über 235 auf rund 79 Euro. Das war schon ein harter Aufschlag – und Wertpapierdepots verfügen bekanntlich über keine Incabloc-Stoßsicherung.

Frustriert verkaufte der Kollege seine gebeutelten Aktien. Das war möglicherweise bereits der zweite Fehler, denn mittlerweile haben sich die Papiere wieder leicht erholt. Erste Analysten wagen sich sogar aus der Deckung und empfehlen bestimmte Uhrenaktien als aussichtsreiche Investments. Besonders Swatch hat es den Finanzexperten angetan. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um eine „reinrassige“ Uhrenaktie.

Wenn ich mir freilich mittags in den einschlägigen Frankfurter Restaurants die Banker anschaue, dann tragen sie mehrheitlich Breitling, Rolex und – mit wachsender Vorstandsnähe – auch Patek Philippe. Kein einziger dieser Hersteller ist bekanntlich börsennotiert. So kann das ja nichts werden mit einem nachhaltigen Bullenmarkt.

Trotzdem: Langfristig seien Uhren- und Luxusaktien wieder hochinteressant, denn keine Krise dauere ewig und die Einstiegspreise erschienen derzeit noch relativ moderat, erklärte mir ein Analyst. „Langfristig“, warnte uns aber schon der Nationalökonom John Maynard Keynes vor den Risiken allzu geduldigen Zuwartens, „langfristig sind wir alle tot“. Deshalb bereite ich mir lieber kurzfristig die Freude einer neuen Uhr – und leiste somit einen bescheidenen Beitrag zur langfristigen Performance-Optimierung der betreffenden Aktien.