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Uhrenindustrie gerät unter DruckUhrmacherverband EWRO kämpft gegen Reparaturmonopol

Mehrere Uhrenhersteller reglementieren seit Jahren die Belieferung freier Uhrmacherwerkstätten mit Originalersatzteilen für Marken- oder Luxusuhren. Auf der MIDORA Leipzig machte sich der neue europäische Uhrmacherverband European Watchmaker and Retailer Organisation (EWRO) für ein faires Miteinander von Handwerk und Herstellern stark.

"Etlichen Uhrmachern gelingt es immer seltener, die Originalersatzteile der Hersteller für Marken- beziehungsweise Luxusuhren zu beschaffen. Durch diese Einschränkungen ist die gesamte Branche in Gefahr", erklären Ernst Gottlieb, Präsident der EWRO, und Horst Eberhardt, Geschäftsführer der EWRO. Die Vereinigung wurde Anfang des Jahres von Vertretern des europäischen Handwerksverbandes Confédération Européenne des Associations d'Horlogers Réparateurs (CEAHR), des deutschen Zentralverbandes für Uhren, Schmuck und Zeitmessetechnik und des österreichischen Uhrmacherverbandes gegründet. Branchenverbände aus zehn europäischen Ländern gehören ihr bereits an beziehungsweise haben den Beitritt erklärt.

"Die EWRO vertritt rund 8.000 Betriebe in Europa, darunter 3.106 Uhrmacher in Deutschland", erläutert EWRO-Geschäftsführer Eberhardt. Die Probleme der qualifizierten Uhrmacherwerkstätten zum Beispiel bei der Belieferung mit Ersatzteilen seien europaweit die gleichen. Bislang habe es jedoch kaum Synergien zwischen den Einzelverbänden gegeben: "Jeder Verband kämpfte für sich allein, ohne die Erfolge anderer Vereinigungen für seine Zielsetzung nutzen zu können." Die EWRO als starke europäische Berufsorganisation solle nun die Interessen des Standes erfolgreicher durchsetzen.

"In ganz Europa sitzen die Uhrmacher im selben Boot. Die Belieferungspolitik der Hersteller nimmt den Handwerkern eine wichtige Einnahmequelle und den Verbrauchern Wahlfreiheit", unterstreicht EWRO-Präsident Gottlieb. Allein in Deutschland arbeiteten rund 80.000 Beschäftigte in den Uhrenfachgeschäften, welche durch solches Vorgehen in ihrer Existenz zunehmend bedroht seien. "Bereits seit 2004 befasst sich die Europäische Kommission mit dem Problem", betonen Gottlieb und Eberhardt. Die EWRO werde nun dafür sorgen, dass die bislang erreichten Fortschritte zum Nutzen der gesamten Branche gebündelt würden. Zu den bislang erzielten Ergebnissen zähle die gewonnene Klage des europäischen Handwerksverbandes CEAHR vor dem Europäischen Gerichtshof sowie das daraufhin eröffnete förmliche Kartellrechtsverfahren der Europäischen Kommission. Positiv seien ebenso die bereits unterzeichneten Verträge des deutschen Zentralverbandes für Uhren, Schmuck und Zeitmessetechnik mit der Swatch Group, zu der Marken wie Longines, Rado und Tissot gehören, über die Belieferung der vom Verband zertifizierten Fachbetriebe - 70 sind dies zurzeit nach EWRO-Angaben. Zudem lägen schriftliche Zusagen weiterer Unternehmen der Uhrenbranche vor - wie Chronoswiss, Eterna, Maurice Lacroix, Mühle Glashütte, Nomos Glashütte, Großuhrenmanufaktur Sattler und Uhrenatelier Bruno Söhnle.

"Wir arbeiten nicht nur für unsere Mitglieder daran, dass die Industrie unabhängige Uhrmacher mit Ersatzteilen beliefert", heben die Mitglieder des EWRO-Präsidiums Gottlieb und Eberhardt hervor, "Wir möchten damit auch den Endverbrauchern die Möglichkeit geben, Uhren bei jedem Fachbetrieb warten oder reparieren zu lassen und nicht in die Schweiz zum Hersteller senden zu müssen."